Friedrich Nietzsche
Man ist um den Preis Künstler, daß man das, was alle Nichtkünstler "Form" nennen, als Inhalt, als "die Sache selbst" empfindet. Damit gehört man freilich in eine verkehrte Welt: denn nunmehr wird einem der Inhalt zu etwas bloß formalem, – unser Leben eingerechnet.
Friedrich Nietzsche, 1887 [Notebooks November 1887 - März 1888, 11 [3] (303)]
Andrej Belyj
"... die Einheit von Form und Inhalt des Schaffens ... ist nur möglich in dem Fall, dass der Künstler sich als seine eigene künstlerische Form versteht, und sein Leben als Schöpfung ..."
Andrej Belyj: "Smysl iskusstva" ("The meaning of art"), 1908. In: Simvolizm, Moscow, 1910. [As quoted in: Verena Krieger: Kunst als Neuschöpfung der Wirklichkeit. Die Anti-Ästhetik der russischen Moderne. Köln: Böhlau, 2006, p. 129.]
Stefan George
Wer Schönheit schaffen und schauen will, bedarf der gleichmäßigen Durchbildung des ganzen sinnlichen Da-Seins, von der Idee bis zur Kleidung herab ... im Stil seines Werkes muß noch derselbe Geist walten wie in der beiläufigsten Gebärde und Handreichung.
Friedrich Gundolf: George. Berlin: Georg Bondi, 1920. [Third edition, 1930, p. 42.]
In traditioneller Religion ist das Ritual [] eine Form religiöser Praxis, während im Konzept der Verleibung des Gottes Ritualität selbst zur Substanz der Religion wird. Das "schöne Leben", das zu offenbaren ist, soll zugleich sinnlich, streng und feierlich sein wie die Poesie; das ist sein Gehalt, und außer ihm hat es keinen. [...] Das Leben der charismatischen Person George wird nun ähnlich vorbildlich und "verbindlich", wie es bislang vor allem die Gedichte Georges waren.
Bernd Auerochs: Die Entstehung der Kunstreligion. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, pp. 102/104.
Georges Bataille
[...] pour les rares êtres humains qui disposent de cet élément, la dépense poétique cesse d'être symbolique dans ses conséquences: ainsi, dans une certaine mesure, la fonction de représentation engage la vie même de celui qui l'assume. Elle le voue aux formes d'activité les plus décevantes, à la misère, au désespoir, à la poursuite d'ombres inconsistantes qui ne peuvent rien donner que le vertige ou la rage. Il est fréquent de ne pouvoir disposer des mots que pour sa propre perte, d'être contraint à choisir entre un sort qui fait d'un homme un réprouvé, aussi profondement séparé de la société que les déjections le sont de la vie apparante, et une renonciation dont le prix est une activité médiocre, subordonnée à des besoins vulgaires et superficiels.
Georges Bataille: La notion de dépense. La Critique Sociale 7 (January 1933), pp. 7-15. Reprinted in: Oeuvres Complètes , Vol. I, pp. 302-320. [p. 307.]
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